Fotos & Kritiken

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Woyzeck

Die wagemutige Wuppertaler Inszenierung von Peter Wallgram, die den Zuschauern viele sehr laute Passagen zumutet, lässt zurückschrecken und geht zugleich unter die Haut. Drei Männer – Kevin Wilke, Konstantin Rickert, Alexander Peiler – spielen Woyzeck, Hauptmann, Arzt. Wer gerade wer ist, lässt sich nur an der Kopfbedeckung erkennen. Sie rennen (Hamsterrad!) wie verrückt, sind leichengrimassenhaft geschminkt – und bestechen durch bedeutenden Harndrang. (…)

Eine ergreifende Interpretation des Stücks mit einem tollen Ensemble

Alexander Peiler, Konstantin Rickert und Kevin Wilke spielen, rennen, hetzen, schreien und singen, wechseln die Rollen, schlüpfen wieder in die alten, sind einmal aufgeblasen vom Machtverhalten, knicken gleich wieder ein in die Unterwürfigkeit. Meisterhaft in der Inszenierung von Peter Wallgram kann sich er ihre Körpersprache in Sekundenbruchteilen verändern, sodass das Publikum in der Komik und Absurdität der Groteske mitgerissen und tief getroffen ist.

Bluthochzeit

Nach der Halbzeitpause erleben wir plötzlich ein anderes Spiel. Leonardo hat die Braut im Galopp entführt, Mutter zur Blutrache aufgerufen, und schon befinden wir uns in einer gespenstischen Szene von Shakespeare’scher Dramatik: Upon the heath, in der spanischen Steppe, wo Lorcas Holzfäller in surrealistischer Verkleidung tanzen und Stefan Walz als der Mond in einer geradezu expressionistischen Sprache der Luft das Messer und der Kampf das notwendige Licht spendet, herrscht eine Atmosphäre zwischen Magritte und Macbeth, mit schimmerndem Dunst über entvölkerter Sierra und geisterhaften Gestalten. Die Poesie ist zurück im Spiel. Die Aufführung leuchtet in einer völlig neuen, faszinierenden Farbe.

Der Weibsteufel

Die Wuppertaler Inszenierung (…) präsentiert ein Dreier-Drama mit allem, was dazugehört – und hält die Zuschauer über die komplette Distanz in Atem. (…) „Der Weibsteufel“ erlebt eine schrille, schräge, kanllharte und knallbunte Wiederauferstehung – und zwar auf hohem Niveau.

Peter Wallgram (Inszenierung und Bühne) und Miriam Grimm (Kostüme) erschaffen eine skurrile Welt. Wunderbare Licht- und Musik-Bäder, kaum erkennbare Filmbilder erschaffen eine Szenerie, die ebenso bizarr ist, wie die drei Gestalten, die darin herum turnen. (…)  Hier wollen nicht nur die Hügel mehr sein als sie sind – das aber ist grandios anzuschauen!

Was folgt sind 90 Minuten pure Lust am Spiel und am Zuschauen. Wallgram hat drei spielfreudige Protagonisten und erzählt das (eigentlich) naturalistische Drama so köstlich krachend bunt, das einem beim Bayrischen ganz zappelig wird.

 

Der Drang

Plastikfolie im Hintergrund, schräge Ebene voll staubiger Erde, drin vier Löcher, aus denen die Darsteller auftauchen und wieder verschwinden. Mal ein paar Bierkrüge, mal ein paar Blumentöpfe – das war’s. Großartige Reduktion! (…) Regisseur Peter Wallgram hat das Ganze stark und gnadenlos inszeniert. (…) Schräges Stück. Tolle Schauspieler.


Peter Wallgrams Inszenierung versuchte den Balanceakt, menschliche Armut und Brutalität schonungslos und zugleich mit Zuneigung, Humor und Poesie offenzulegen. (…) Überhaupt wird onaniert, gevögelt, werden unechte Gemächte und Busen mehr oder weniger freiwillig bloßgezogen und ansonsten über Liebe gesprochen oder was man dafür hält. Für romantische Momente sorgen zauberhafte Choreinlagen, Zitter- oder Harfenmusik.


Frei von jeglicher Überheblichkeit werden Kroetz’ Figuren in ihren emotionalen Zuständen ernst genommen, die Darstellung kippt nie ins Lächerliche. So zeigt die Wuppertaler Inszenierung, dass das Stück mehr leisten kann, als mit flachen Gags und Derbheit zu punkten. Dem Ensemble gelingt es, die Balance zwischen auflockernden Elementen und der präzisen Darstellung menschlicher Bedürfnisse zu halten.


Mädchen in Not

Wallgram inszeniert das genauso mangahaft, harte Schnitte in Choreografie und Sprache, ein Mix aus Musik und Geräusch und grandiose Kostüme (Sandra Linde, die auch fürs futuristische Bühnenbild zeichnet) erfordern oft höggschde Konzentration, aber das sind wir Deutschen ja seit Kindesbeinen gewöhnt. Die Inszenierung verlässt diese Oberfläche gekonnt nie und macht so mit den großartigen Schauspielerinnen an der ultrabösen Lepperschen Front der Weiblichkeit den Abend auch zum intellektuellen Schenkelklopfer (heimlich natürlich), ein bisschen zu Leonce und Lena, aber auch zur Antwort auf Montagsdemos, wo der Kampfruf der Gesellschaft der Freunde des Verbrechens gut widerhallen würde. Aber die ziehen sich ja nun vor lauter Angst immer wieder ins Lacoste-Schloss zurück und scheinen immer wieder überfordert. die Homunkuli im Stück – in Wuppertal eine glänzend funktionierende ambitionierte Laienschar.

Regisseur Peter Wallgram und seinem vierköpfigen Ensemble gelingt es, im ständigen Wechsel aus emotional-realistischem Spiel verknüpft mit witzigen choreografischen Elementen sowie zahlreichen virtuos dargebotenen Sprechchören eine derart konzentrierte Atmosphäre entstehen zu lassen, dass sich die Spannung bei manchem Zuschauer immer wieder in regelrechten Lachattacken entlädt. (Ich Tasche)

Das Theater Praesent liefert mit seiner Produktion Innsbruck, mon amour! einen Knüller. Regisseur Peter Wallgram hat Menschen auf der Straße und in düsteren Spelunken nach ihren Gedanken zu Innsbruck befragt, Gemeinderatssitzungen besucht, Gespräche in Gondelbahnen und auf Almhütten hoch über der Stadt belauscht. Aus diesen Originaltönen hat er einen Text von absurder Komik destilliert.(Innsbruck, Mon Amour)

Ein sehenswerter Abend über die tödliche Einsamkeit der Menschen in der kapitalistischen Warenwelt. Das Wuppertaler Ensemble mit Marco Wohlwend, Maresa Lühle, Holger Kraft, An Kuohn, Sophie Basse und Thomas Braus glänzt unter der Regie von Peter Wallgram in verschiedenen Rollen durch eine schaurig-klare Präsenz. Der Regie gelingt es vorzüglich, die nervösen Spannungsbögen der Szenen zu halten. (Liebe und Geld)

Peter Wallgram hat das Trauerspiel in drei Akten für die Kammerspiele des Würzburger Mainfranken Theaters als 100minütige Tour de Force ohne Pause inszeniert. Es entwickelt sich ein hochkonzentrierter Krieg der Geschlechter auf engem Raum, ohne Fluchtmöglichkeiten. (…)
Daraus folgt eine spannende Psychostudie, die vor allem von der starken Präsenz des Hauptdarstellers lebt. Die anderen Figuren des Stücks sind beinahe wie Comicfiguren gestaltet: Es sind scharf gezeichnete Typenskizzen, fast zu knallig, um wahr zu sein. (…) Die Überzeichnung der Nebenfiguren verleiht dem Vater Tiefe, die es dem Zuschauer ermöglicht, die Geschehnisse aus seiner Sicht, der des Opfers, mitzuerleben. (Der Vater)

Die Inszenierung von Peter Wallgram hat es geschafft, einen komplexen Film auf die Theaterbühne zu bringen, ohne dabei an Schnelligkeit, Abwechslung und Witz zu verlieren.
 (Geliebte Aphrodite)

Einen kleinen, aber sehr feinen Studiotheaterabend haben die beiden (Peter Wallgram und Barbara Noth) im RLT zusammengestellt und dafür in der Literatur jedweder Art gewildert. (…)Wenn dieser Abend überhaupt etwas zu wünschen übrig lässt, dann das: mehr davon – zu Vater und Tochter, Mutter und Sohn, Mutter und Tochter … (Väter und Söhne)

Es ist ein Stück kräftiges Theater in bester Shakespeare-Tradition. Sprühende Lebendigkeit, Dramatik, Ernst und Klamauk, die Mischung aus Originalsprache und erfrischend komischen modernen Dialogen kennzeichnen diese Produktion, die das Geschehen um den dänischen Prinzen wirkungsvoll präsentiert. Rasant, intelligent und kurzweilig ist dieser „Hamlet“, ein Theaterabend der Sonderklasse.
 (Hamlet)